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Pressemitteilungen 01.11.2019 – Fledermäuse können jetzt abhängen, Hausrotschwanz und Co. können einziehen

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„Wo schlafen eigentlich Fledermäuse?“, fragt Dr. Angela Mehnert, Mitarbeiterin der Abteilung Umwelt- und Naturschutz. „Vielleicht auf dem Dachboden?!“, „In Höhlen?“ oder doch „in älteren Gebäuden?“ rufen die Kinder des Kindergartens Rudolph Petershagen durcheinander. Alle Antworten sind richtig, doch gibt es solche Unterschlupfmöglichkeiten kaum noch in der Stadt. Im Zuge der Bebauungspläne 13 und 55 wurden Gebäude und Laternen entfernt, die als Unterschlüpfe und Brutplätze dienten. Die Gebiete sollen erschlossen werden und demnächst neues Bauland für Eigenheime und Wohnungen bieten. Dafür wurden zahlreiche Ausgleichsmaßnahmen für den Artenschutz von der Stadt im Umfeld geschaffen.  

 

Den Artenschutzturm im Philipp Müller Stadion haben sich heute die Vorschulkinder einmal näher angeschaut. Der ehemalige Kampfrichterturm wurde in den vergangenen Monaten umgebaut, um nun als neue Herberge für Fledermäuse und Vögel zu dienen. „Der Ort hier ist perfekt. Bäume, Sträucher und Hecken sind in der direkten Umgebung, sodass die Fledermäuse viel Nahrung finden werden.“, erklärt Dr. Mehnert den Kindern. Die Jungen und Mädchen bestaunen den großen Turm und wundern sich über die vielen Löcher und Kästen. An der Außenfassade wurden mehrere Einflugsmöglichkeiten angebracht, außerdem bieten diverse Elemente zusätzliche Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse und Vögel. Die Nistkästen können beispielsweise von Haus- und Feldsperlingen, Meisen und Bachstelzen genutzt werden. Bisher sind noch keine Tiere eingezogen, deswegen können die Kinder sogar in den Turm hineingehen. Sobald die ersten Tiere hier wohnen, bleibt er verschlossen, um sie nicht zu verschrecken. Im Turm wurden mehrere abgedunkelte Räume und Nischen für die Fledermäuse geschaffen. So gibt es beispielsweise spezielle Fledermausdachbodenkästen, Fledermausganzjahresquartiere und Fledermauswinterschlafsteine, so können die Fledermäuse jetzt je nach Temperatur am und im Turm umziehen. Bei dem Abtasten der Wände fällt der 6 jährigen Helena auf, dass die Wände nicht alle glatt verputzt sind, sondern eher eine grobe Struktur aufweisen. „Ich denke, so können sich die Fledermäuse besser halten.“, überlegt sie.

 

Am 17.10. 2019 erfolgte die Abnahme der Maßnahme durch die Untere Naturschutzbehörde, finanziert wurde die Ausgleichsmaßnahme von der UTB. Insgesamt kostete die Umgestaltung des Turms ca. 35.000 Euro.

 

Weitere Ausgleichsmaßnahmen betreffen den Bebauungsplan 13 – Am Elisenpark. Als Voraussetzung für die bauliche Erschließung musste bereits vorher eine artenschutzrechtliche Ausgleichmaßnahme, als neue Lebensstätte für die streng geschützte Zauneidechse, eingerichtet werden. Auf der 17.000 qm großen Fläche stehen auch anderen Tierarten ganz unterschiedliche Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung. Als Ersatz für ehemalige Laternen wurden Dohlenmasten aufgestellt. Die alten Wasserspeicher und ein Trafohäuschen dienten bereits vorher als Unterkunft für Fledermäuse und Vögel. An einem neu angelegten Teich und einer Trockenmauer können sich Frösche und Zauneidechsen ansiedeln. Ebenso wurde auf dem Gebiet eine Wiese mit diversen Wildkräutern angelegt, die insbesondere Insekten, Vögeln und Fledermäusen als Nahrungsquelle bzw. Jagdrevier dient.

 

„Darüber hinaus haben wir über 1000 Sträucher und 12 Bäume, darunter Eichen und Hainbuchen, gepflanzt. Wir haben dabei versucht, einen möglichst naturnahen Landschaftscharakter nachzuahmen, so dass sich die Ausgleichsfläche harmonisch in die umliegende Landschaft einfügt. sagt Björn Treber, Mitarbeiter vom Tiefbau- und Grünflächenamt. Um das neu angelegte Gebiet zu schützen, wurden beispielsweise Ansitzstangen für Greifvögel aufgestellt, die auf natürliche Weise Wühlmäuse abhalten sollen. Ein Wildschutzzaun sowie ein Stabmattenzaun sorgen für Schutz vor Wildtieren, Katzen.

 

Bauzeit war von Frühjahr bis Herbst 2018. Insgesamt hat die Realisierung dieser Maßnahme ca. 260.000 Euro gekostet.