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Pressemitteilungen 18.06.2024 – Verleihung des Greifswalder Wolfgang-Koeppen-Preises an Madame Nielsen am 23. Juni
Der Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird in diesem Jahr der Autorin, Musikerin und Performancekünstlerin Madame Nielsen verliehen. Vorgeschlagen wurde sie von Christian Kracht, dem Preisträger des Jahres 2022.
Am 23. Juni 2024, dem Geburtstag Wolfgang Koeppens, wird Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder den Wolfgang-Koeppen-Preis an Madame Nielsen übergeben. Die Verleihung findet um 19:00 Uhr im Geburtshaus des Schriftstellers und Greifswalder Ehrenbürgers im Literaturzentrum Vorpommern in Greifswald, Bahnhofstraße 4-5 statt. Die Laudatio hält Christian Kracht.
Christian Kracht über Madame Nielsen:
„Madame Nielsen führt die Themen der literarischen Moderne: Ästhetizismus, Dekadenz, Antikunst, Jugendstil ("Der endlose Sommer"), Großstadt ("Das Monster"), Neuromantik ("Lamento"), aber auch der Mensch in der Großstadt in literarisch herausragender Weise fort. Madame Nielsen fordert Menschen auf einzigartige Weise heraus.“
Zur Person der Preisträgerin:
Madame Nielsen ist Autorin, Sängerin, Künstlerin, weltweite Performerin. Ihre Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, und sie war mehrfach für den Nordic-Council-Preis nominiert. Ihr Roman "Der endlose Sommer" erschien 2017 auf Deutsch und wurde ein großer Erfolg. Madame Nielsen schreibt auf Deutsch und auf Dänisch. Es erscheinen Originaltexte in beiden Sprachen. Sie lebt in beiden Ländern.
Veröffentlichungen auf Deutsch:
"Der Welt- & Zeitumfassende ein-Satz", Verlag Matthes & Seitz, Berlin, 2022
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung (aus dem Dänischen von Hannes Langendörfer):
"Der endlose Sommer", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2018
"Das Monster", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2020
"Lamento", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2022
"Mein Leben unter den Großen", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, erschienen am 8. Mai 2024
Die Person des Namensgebers des Preises:
Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren, wo er nach der Schule erste Theatererfahrungen als Volontär am Greifswalder Stadttheater sammelte und sich als Gasthörer an der Universität einschrieb. Hier besuchte er u. a. germanistische Vorlesungen. Seine anschließenden Theaterengagements als Regieassistent und Dramaturg in Wismar und Würzburg währten nur kurz. Nach ersten literarischen Arbeiten in dem von den Nationalsozialisten später aufgelösten »Berliner Börsen-Courier«, wo Koeppen auch als Redakteur tätig war, erschien 1934 Wolfgang Koeppens erster Roman »Eine unglückliche Liebe«, ein weitgehend autobiografisches Werk, in dem Koeppens hoffnungslose Liebe zur Schauspielerin Sybille Schloß nahezu unverschlüsselt beschrieben wird.
Koeppens Ruhm als einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde aber vor allem durch seine „Trilogie des Scheiterns“ begründet, die er in den 1950er Jahren im Verlag Scherz & Goverts veröffentlichte. Sie besteht aus den drei Romanen „Das Treibhaus“, „Der Tod in Rom“ und „Tauben im Gras“ und kreist um deutsche Befindlichkeiten in der unmittelbaren Nachkriegszeit.
„Seine Nachkriegsromane … machten Wolfgang Koeppen zu einem Giganten der bundesrepublikanischen Literatur, seine ungeschriebenen und unvollendeten Werke zu ihrem größten Mythos.“ (Günter und Hiltrud Häntzschel: Wolfgang Koeppen. Frankfurt am Main 2006)
1962 wurde Wolfgang Koeppen mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt, dem zahlreiche weitere Auszeichnungen folgten. 1990 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald und schließlich 1994 die Ehrenbürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Koeppen starb 1996 in seiner Wahlheimat München.
Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald verleiht seit 1998 alle 2 Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Wolfgang-Koeppen-Preis. Mit ihm wird ein literarisches Wirken gewürdigt, das in ähnlicher Weise wie das Werk Wolfgang Koeppens dem unvollendeten Projekt der literarischen Moderne verbunden, seiner Zeitgenossenschaft eingedenk bleibt und nicht zuletzt in seiner sozialen Sensibilität dem Werk Koeppens vergleichbar ist.
Zu den bisherigen Preisträgen zählen: †Richard Anders (1998), Thomas Lehr (2000), Susanne Riedel (2002), †Ludwig Fels (2004), Bartholomäus Grill (2006), Sibylle Berg (2008), Joachim Lottmann (2010), Anna Katharina Hahn (2012), Karl-Heinz Ott (2014), Thomas Hettche (2016), Christoph Peters (2018), Marcus Braun (2020) und Christian Kracht (2022).