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Pressemitteilungen 17.01.2024 – Mehr Bevölkerung, mehr Wohnungsbestand als prognostiziert: Stadtverwaltung stellt Bericht zur Stadtentwicklung vor

Mehrfamilienwohnhaus in Schönwalde 2
Mehrfamilienwohnhaus in Schönwalde 2; Foto: Wally Pruß

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK 2030plus wurde 2017 durch die Bürgerschaft beschlossen, in diesem Jahr ist etwa die Hälfte des zeitlichen Planungshorizonts erreicht: Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und nachzujustieren. Die Stadtverwaltung hat deshalb einen Sachstandsbericht zur Stadtentwicklung erstellt, der in dieser Woche im Fachausschuss der Bürgerschaft vorgestellt wurde.

So stieg die Einwohnerzahl mit Hauptwohnsitz durchschnittlich um 441 Personen pro Jahr und lag bereits 2022 mit 58.426 Einwohnern über dem erst für 2030 prognostizierten maximalen Wert von 58.008 Einwohnern. Auch die Schülerzahl erhöhte sich erheblich, von 5.479 im Jahr 2014 auf 6.858 im Jahr 2022. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse stieg durchschnittlich um 485 pro Jahr. Auch der Wohnungsbestand nahm um durchschnittlich 299 Wohnungen pro Jahr zu. Das sind doppelt so viele wie im ISEK prognostiziert. So wurden durchschnittlich etwa 380 Wohnungen im Jahr neu gebaut, während etwa 81 bestehende Wohnungen vom Markt verschwanden.

„Greifswald wächst weiter! Das ist eine gute Nachricht, welche uns aber auch vor Herausforderungen stellt. Ziel der weiteren Stadtentwicklung muss es sein, sich diesen zu stellen und diese zu meistern, damit Greifswald in wenigen Jahren die drittgrößte Stadt in MV ist“, sagt Bausenatorin Jeannette von Busse. „Vor allem der stetige Zuwachs der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von rund 1,7 Prozent pro Jahr ist der entscheidende Faktor für die positive Bevölkerungsentwicklung. Das führt allerdings auch dazu, dass trotz des zunehmenden Wohnungsbestandes die Anspannung auf dem Wohnungsmarkt weiter besteht.“

„Zukünftig muss deshalb – trotz der aktuell unsicheren und schwierigen Rahmenbedingungen -  die Neubauaktivität im Wohnungsbau auf dem hohen Niveau gehalten werden, um den aufgezeigten Bedarf decken zu können. Hier sind Bundes- und Landesregierung gefragt, die Rahmen- und Förderbedingungen verlässlich und langfristig planbar zu gestalten.“, verdeutlicht die Bausenatorin. Dem Bericht zufolge könnte der Wohnungsbestand zwischen 2023 bis 2030 (bei entsprechender Flächenverfügbarkeit und Kapazität) um weitere 2.400 Wohnungen (300 pro Jahr) wachsen. Gleichzeitig müssen nicht sanierungsfähige Bestandswohnungen ersetzt werden.

Damit der positive Wachstumstrend anhält, ist nach Einschätzung der Stadtplaner vor allem ausreichend bezahlbarer Wohnraum im mittleren Preissegment besonders für junge Berufstätige und Familien erforderlich, um den Zuzug und die Fortsetzung der wirtschaftlichen Entwicklung zu erleichtern. „Für die Stadtentwicklung ergibt sich als dringende Aufgabe, mit den knappen Flächen effektiv umzugehen. Auch die Erneuerung der sozialen Infrastruktur, die ein Quartier lebenswert macht, muss weiter fortgesetzt werden. Bereits eingeschlagene Wege, die auch der sozialräumlichen Segregation entgegenwirken, sind weiter zu verfolgen.“, erläutert Erik Wilde, Abteilungsleiter für Stadtentwicklung. Dazu zählen sowohl Kindertagesstätten und Schulen, aber auch Begegnungsorte im Freien oder in Räumen, in denen sich die Bürgerinnen und Bürger austauschen können. Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium müsse als überregional bekannte Bildungsstätte im Stadtteil erhalten und in seiner Entwicklung unterstützt werden. Die benachbarte Grundschule „Erich Weinert“ sollte um eine Orientierungsstufe erweitert werden und somit für Kinder im Stadtteil eine Brücke zum nahe gelegenen Gymnasium schlagen. Mit der Qualifizierung der Grundschule zu einem Familienbildungszentrum, das umfangreiche Beratungs- und Beteiligungsangebote für die Familienbildung und im Bereich Soziokultur anbietet, könnte ein attraktiver, leicht erreichbarer Treffpunkt für viele Anwohner entstehen.

Trotz der offensichtlich positiven Stadtentwicklung sind die Tendenzen zur sozialen Entmischung von Einwohnergruppen, der sogenannten Segregation, weiter festzustellen. „Die Konzentration von Bevölkerungsgruppen in bestimmten Stadtteilen besteht weiterhin und ist eine Herausforderung für die kommenden Jahre.“, führt der Leiter des Stadtbauamtes, Thilo Kaiser, aus. So zeigen die Analysen, dass im Ostseeviertel, in Schönwalde I und II besonders viele Menschen ohne Arbeit sind sowie Kinder und Jugendliche in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) leben. Dort sowie im Industriegebiet wohnen zudem besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund. Auch überdurchschnittlich viele Senioren leben in den großen Wohnsiedlungen sowie in Wieck, Eldena und Groß Schönwalde. „Es liegt im Interesse der gesamten Stadtgesellschaft, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.“, betont Erik Wilde. „Im Sinne des sozialen Miteinanders gilt es, alle Bewohnerinnen und Bewohner einzubeziehen und ihnen Entwicklungsperspektiven zu eröffnen, niemanden zurückzulassen und die hier Wohnenden für die Stadt zu gewinnen. Daher müssen differenzierte Wohnangebote etabliert werden und alle Quartiere gleichermaßen attraktiv werden.“

Bausenatorin Jeannette von Busse betont: „Bereits vor vielen Jahren wurde damit begonnen, die Aufenthaltsqualität und soziale Infrastruktur auch in Stadtgebieten mit sozialen Herausforderungen durch gezielte Investitionen aufzuwerten. Aktuell werden die Sporthallen II und III in Schönwalde neu gebaut, die Planung für den Neubau der Kita Regenbogen ist gestartet. Die Neubauten der Kitas Tausend Farben und Zwergenland sind durch den städtischen Eigenbetrieb schon umgesetzt. Der bereits 2019 eröffnete Neubau der IGS Erwin Fischer war ein bewusstes Statement zur Stärkung Schönwaldes. Diese städtischen Aktivitäten werden komplettiert durch zahlreiche Investitionen Privater. Insbesondere die Wohnungsunternehmen WVG mbH und WGG eG sanierten ihre Wohnungsbestände, bauten neu oder gestalteten das Wohnumfeld um. Jede Investition davon ist erforderlich, um die Herausforderungen eines weiter gewünschten Wachstums zu meistern.“