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Pressemitteilungen 12.06.2023 – Mehr Informationen, mehr Sprachkurse, mehr Integrationshelfer - zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger tauschen sich über Herausforderungen der Zuwanderung für Greifswald aus

Moderatorin Anja Rosswinkel stellt Dr. Fassbinder die Ergebnisse des Bürgerforums vor
Moderatorin Anja Rosswinkel stellt Dr. Fassbinder die Ergebnisse des Bürgerforums vor

„Welche Herausforderung sehe ich im Zusammenhang mit Zuwanderung in Greifswald und was brauchen wir, damit Zuwanderung gelingen kann?“ Zu diesen Fragen tauschten sich am vergangen Samstag insgesamt 19 Greifswalderinnen und Greifswalder einen Nachmittag lang aus. Das Besondere war, sie hatten sich noch nie zuvor gesehen, waren unterschiedlichen Alters und Herkunft. Die einzige Gemeinsamkeit bestand darin, dass sie alle in Greifswald wohnen. Insgesamt 428 Bürgerinnen und Bürger waren im Vorfeld per Zufall aus dem Einwohnermelderegister ausgewählt und angeschrieben worden. Insgesamt 44 meldeten sich zurück. Aus den eingegangenen Rückmeldungen wurden letztlich 20 Personen ausgelost, von denen eine nicht teilnahm. 

„Mit diesem Bürgerdialog wollten wir eine neue Form der Beteiligung ausprobieren“, sagte Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder. „Wir haben uns als Stadt überlegt: wie gehen wir mit unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich Zuwanderung um, welche Formate bringen uns als Stadt tatsächlich weiter. Der Bürgerdialog war ein Experiment, wir waren gespannt, wie es angenommen wird.“ 

Durchweg positiv – so war die einhellige Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Älteste lebt bereits 70 Jahre in der Stadt, die jüngste gerademal einige Monate. „Wir haben hier rund 400 Jahre Greifswalder Erfahrungen gebündelt“, sagte Moderatorin Anja Rosswinkel. „Hiervon wollte die Stadt profitieren.“ 

Auch Kristina, eine der Teilnehmerinnen, war gespannt, worauf sie sich einlässt, da sie dieses Format bislang nicht kannte. „Ich fand es sehr hilfreich, dass wir zum Auftakt durch Experten unter anderem von der WVG, der Arbeitsagentur, der Integrationsbeauftragten oder dem Migrantenbeirat über Daten, Zahlen und Fakten informiert wurden und somit eine bessere Diskussionsgrundlage hatten.“ 

Gemeinsam arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer heraus, was sie für eine gelungene Zuwanderung für wichtig erachten. Am dringendsten wünschten sie sich mehr Informationen und klare Kommunikation, ebenso mehr Bürgerdialoge sowie eine Greifswald-Broschüre für Zugezogene in verschiedenen Sprachen. 

Darüber hinaus sollte noch sichtbarer gezeigt werden, welche Angebote bereits für Neuankömmlinge in Greifswald bereitgehalten werden, sei es im Sport, in der Kultur oder in Vereinen. Beim Thema Bildung und Arbeit sprachen sich alle dafür aus, dass es Integrationsbeauftragte in allen Einrichtungen geben sollte, nötig seien unbedingt mehr Sprachkurse.

Einige sorgten sich um die Sicherheit und wünschten sich deshalb, dass die Bürgerinnen und Bürger erfahren, wer nach Greifswald kommt. Eine Beteiligte regte deshalb auch an: „Wir brauchen Ansprechpartner vor Ort. Wenn man keine Austauschmöglichkeit schafft, entsteht ein diffuses Unsicherheitsgefühl. Es müsse die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen oder Probleme zu signalisieren, das schafft mehr Vertrauen.“

Ein anderer Vorschlag lautete, dass es beispielsweise eine Begegnungsstätte oder eine Anlaufstelle für Patenschaften geben könnte, um den Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Geflüchteten zu verbessern. Bürgerdialoge direkt in den Ortsteilen könnten zudem helfen, Probleme schnell zu erkennen und anzugehen.

Auch das Thema Wohnen bewegte die Menschen. Sie sprachen sich einhellig für eine dezentrale Unterbringung und kleinteilige Gemeinschaftsunterkünfte aus. Alle sahen es als dringend an, dass der Wohnungsbau angekurbelt werden müsse, damit genügend Wohnraum für alle zur Verfügung steht und Menschen nicht dauerhaft in Gemeinschaftsunterkünften leben müssten. Gleichzeitig dürften Menschen, die bereits lange in Greifswald wohnten, hier nicht benachteiligt werden.  

Im Nachhinein war auch Kristina froh, dass sie an dem Bürgerdialog teilgenommen hatte:  „Es war ein gutes und respektvolles Miteinander. Hier halfen auch die Regeln, die zu Beginn der Veranstaltung für den Umgang miteinander aufgestellt wurden. Durch die sehr gute Moderation war die Veranstaltung gut strukturiert. Es gab tatsächlich einzelne Aspekte, die ich vorher so nicht im Blick hatte und durch die ich eine neue Perspektive gewonnen habe.“

Auch die Moderatorinnen Anja Rosswinkel und Alicja Orlow zogen ein positives Fazit: „Die Stimmung war sehr gut. Auch, wenn sich niemand kannte und unterschiedliche Ansichten aufeinandertrafen, haben alle sehr gut miteinander gearbeitet. Zum Schluss merkte man: die Gruppe ist tatsächlich zusammengewachsen.“

Die Integrationsbeauftragte der Stadt, Anna Gatzke, griff bereits die ersten Ideen auf:  „Einige der Vorschlägen gibt es bereits in Greifswald, wie z. B. eine Anlaufstelle für Patenschaften, die mit Unterstützung der Stadt seit vielen Jahren am BÜRGERHAFEN aktiv ist. Auch Überblicke über Ansprechpartner*innen oder Austauschorte findet man auf der Homepage der Stadt (www.greifswald.de/integrationsbeauftragte). Allerdings müssen diese Informationen sichtbarer werden. Ganz wichtig fand ich den Vorschlag, dass es in jeder Einrichtung Integrationsbeauftragte geben sollte – denn Integration betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Die Veranstaltung hat deutlich gezeigt, dass es einen großen Wunsch nach Austausch gibt und ein Interesse daran, dass Integration gelingt.“

Nach der Gesprächsrunde wurden die Ergebnisse dem Oberbürgermeister sowie den Medien vorgestellt. Dr. Stefan Fassbinder bedankte sich bei allen Beteiligten für die zahlreichen Anregungen und Vorschläge: „Herzlichen Dank, dass Sie sich hierfür Zeit genommen haben, auch wenn es sich um ein äußerst komplexes Thema handelt und die Ansichten hierzu auseinandergehen. Es hat sich gezeigt, dass ein solcher Bürgerdialog ein gutes Format ist, um zu diskutieren und sich mit konträren Meinungen sachlich auseinanderzusetzen. Er ist auf jeden Fall ein Gewinn und viel besser, als wenn man sich in den Sozialen Medien beschimpft. Ich kann Ihnen versichern, wir nehmen alle Vorschläge ernst und werden sie mit den zuständigen Einrichtungen besprechen. In einem halben Jahr ziehen wir ein Resümee. Wir werden auch in Zukunft Bürgerdialoge dieser Art anbieten.“