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Pressemitteilungen 25.08.2020 – Sanierung des Theatergebäudes aufwändiger und teurer als gedacht

Theater Haupteingang
Theater, Foto: Wally Pruß

Feuchtes Mauerwerk, verschlissene technische Anlagen, kein ausreichender Brandschutz, unzureichende Statik – das mehr als 100 Jahre alte Theatergebäude zwischen der Anklamer Straße und der Robert-Blum-Straße muss dringend saniert werden. Die Stadtverwaltung hat deshalb 2018 eine umfangreiche Planung in Auftrag gegeben.

Durch das Planungsbüro Dietrich | Untertrifaller Architekten GmbH aus München wurden zahlreiche Gutachten erstellt, unter anderem zum Baugrund, zu Gefahrstoffen, zur Statik einzelner Bauteile, zum Brandschutz und zur Raumakustik. Es gab restauratorische Untersuchungen, außerdem wurde das gesamte Bestandsgebäude vermessen. „Die Untersuchungen ergaben, dass die Gebäudesubstanz in einem weitaus kritischeren Zustand ist als bisher ersichtlich war und dies zu deutlich höheren Sanierungskosten führen wird.“, informierte Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung des Finanzausschusses, des Bauausschusses und des Bildungsausschusses. „Die Ergebnisse der Untersuchungen sind für einen Altbau nicht untypisch und natürlich nicht erfreulich. Aber ein Verzicht auf die Sanierung unseres Theaters ist für uns keine Option“, betont er. „Die Kostenschätzung geht inzwischen von rund 41 Millionen Euro aus. Bislang waren im Haushalt für 2019/20 insgesamt 23,9 Millionen Euro eingeplant.

Bausenatorin Jeannette von Busse schätzt ein: „Durch die umfassenden und gründlichen Voruntersuchungen konnten bereits im Vorfeld viele wichtige Punkte festgestellt werden, welche in der Bauphase sonst für unangenehme Überraschungen gesorgt hätten. Dadurch sind wir auf die bauliche Umsetzung relativ gut vorbereitet.“

Wie Johanna Maria Priebe vom Planungsbüro erläutert, sind die Anforderungen an die Räumlichkeiten aufgrund neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen, unter anderem zum Brandschutz, zum Arbeitsschutz oder zum Arbeitsstättenrecht, sehr hoch. „Die Kellerräume sind feucht und können nur mit großem Aufwand für die Gebäudetechnik nutzbar gemacht werden. Im Hauptgebäude muss die Tragkonstruktion des Bühnenturms wider Erwarten komplett erneuert werden. Für die Vergrößerung des Orchestergrabens sind statische Ertüchtigungen und weitere konstruktive Maßnahmen notwendig. Die denkmalrechtlich wertvolle so genannte Rabitzdecke über dem Zuschauerrum muss dringend
saniert werden. Neue Lüftungskanäle, die für den Zuschauersaal notwendig sind, müssen durch den Dachraum geführt werden, doch der ist statisch ausgereizt. Eine technische Lösung hierfür muss in der weiteren Planung gefunden werden.“

„Bei Sichtung der Bestandsunterlagen des Anbaus aus den 50er Jahren zur Anklamer Straße hin hat sich herausgestellt, dass einige Geschossdecken an der Belastungsgrenze sind und erneuert werden müssen.“, so die Planerin weiter. „Das Gebäude müsste dafür zum Teil entkernt werden. Lediglich der Dachstuhl und  die Außenwände blieben erhalten. Diese müssten jedoch abgestützt werden, der Innenausbau würde sich sehr aufwändig gestalten.“

„Gemeinsam mit den Planern haben wir daraufhin überlegt, welche Einsparmöglichkeiten in Frage kommen“, führt der Leiter des Immobilienverwaltungsamtes Winfried Kremer  aus. „Unter anderem wurden der Abbruch und Neubau des Anbaus in Erwägung gezogen. Dadurch können ca. 1 Million Euro eingespart werden. Das klingt im ersten Moment nicht viel, doch böte ein Neubau  viele Vorteile: zum einen sei er schneller umzusetzen und mit einer größeren Kostensicherheit verbunden, als eine Sanierung, weil bei letzterer immer mit Unwägbarkeiten  gerechnet werden müsse. Zum anderen könnten die Räume und Flächen besser den Anforderungen angepasst werden. Auch aus energetischer Sicht wäre ein Neubau vorteilhaft. Zudem hätte man die Chance, den Standort städtebaulich aufzuwerten.  Fazit: Ein Neubau wäre aus wirtschaftlicher, bautechnischer und städtebaulicher Sicht zu bevorzugen.“

Außerdem wurde erwogen, auf die aufwändige Sanierung der Decke im Zuschauerraum  zu verzichten und stattdessen eine Spanndecke in Trockenbauweise zu errichten. "Wir haben hierzu im Mai das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin angefragt.“, sagte Jan-Peter Manske, verantwortlich für die Abteilung Hochbau im Immobilienverwaltungsamt. „Dieses stellte in Aussicht, den Anbau durch einen Neubau ersetzen zu lassen. Die originale Rabitzdecke müsse jedoch als wesentliches Element des Theaterbaus  erhalten werden.“

Da sowohl für einen möglichen Neubau als auch die Sanierung der Rabitzdecke noch weitere Planungen notwendig sind, kann nach Aussage von Winfried Kremer frühestens Mitte 2022 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Bis dahin sei mit weiteren Baupreissteigerungen zu rechnen, sodass nach derzeitigem Planungsstand von einem möglichen Kostenvolumen von 45 bis 50 Millionen Euro ausgegangen werden müsse.  „Ohne weitere Fördermittel ist diese Finanzlücke kaum aus dem städtischen Haushalt zu decken“, gibt Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder zu bedenken. Deshalb sei die Verwaltung bereits im Gespräch mit der Landesregierung. Die Verwaltungsspitze wird das weitere Vorgehen nun mit den bürgerschaftlichen Gremien besprechen.