Navigation und Service der Hansestadt Greifswald

Springe direkt zu:

Inhalt Hauptnavigation Suche
Menü öffnen/schliessen

Presseportal

Pressemitteilungen 30.09.2021 – Vortrag zum Thema Schweigen in der Geschichte der DDR bis heute

Neues Stadtarchiv
Foto: Neues Stadtarchiv

Vater, warum haben wir nie wirklich über deine Vergangenheit gesprochen?

Nachdem viele Veranstaltungen zum Thema „30 Jahre deutsche Einheit“ 2020 ausfallen mussten, holt das Amt für Bildung, Kultur und Sport den für das vergangene Jahr geplanten Vortrag „Vater, warum haben wir nie wirklich über deine Vergangenheit gesprochen“ am 1. Oktober 2021, um 19:00 Uhr im Stadtarchiv nach.

Die Anmeldung zur Veranstaltung ist unter kultur@greifswald.de oder telefonisch unter 03834 8536-2101 möglich. Für die Teilnahme an der Veranstaltung ist ein Impf- bzw. Genesenennachweis oder aber ein negatives gültiges Testergebnis erforderlich.

In ihrem Vortrag wird sich die Psychoanalytikerin Maria Johne mit der Frage auseinandersetzen, welche gesellschaftliche und persönliche Bedeutung das Schweigen in der Geschichte der DDR bis heute hat und wie die individuellen Folgen für die Nachfolgegeneration von ihr verstanden werden.

Nach Aussage der Psychoanalytikerin gibt es mittlerweile eine umfassende wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion, welche die unzureichende Aufarbeitung der Verbrechen der Nazi-Diktatur in der ehemaligen DDR sichtbar macht. Dieser Diskurs sei unerlässlich, um eine individuelle Aufarbeitung und eine Übernahme von persönlicher Verantwortung zu ermöglichen. Doch auch über 30 Jahre nach dem Ende der DDR steht ihrer Einschätzung zufolge dieser Diskurs noch ganz am Anfang. Nicht nur in Täterfamilien würden sich die Kinder und Enkel einem bewussten Schweigen ausgesetzt sehen, auch den Opfern falle es schwer, mit ihren Kindern über das erlittene Leid zu sprechen. Das führe bei der Nachfolgegeneration zu Leerstellen in ihrer eigenen Biografie, die sie nicht oder nur schwer füllen könnten und die zu einer tiefen Entfremdung zwischen den Generationen führen könne. An Hand von zwei Fallbeispielen aus ihrer Behandlungspraxis möchte die Autorin die Folgen des Schweigens der Eltern für ihre Kinder verdeutlichen und aufzeigen, dass eine Rückgewinnung einer eigenen Identität für die Kinder nur durch ein oft schmerzhaftes, aber notwendiges Brechen des Schweigens möglich werden kann.

Diplompsychologin Maria Johne, ist als Psychoanalytikerin, Kinder-und Jugendlichenanalytikerin und Gruppenanalytikerin niedergelassen in eigener Praxis in Leipzig, Lehr-und Kontrollanalytikerin der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA). Von 2017-2019 war sie Vorsitzende der DPV.