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Pressemitteilungen 28.07.2021 – Wie gut ist Greifswald vor Hochwasser und Starkregen geschützt?

Ziel sämtlicher Maßnahmen ist ein verbesserter Wasserabfluss sowie ein höheres Retentionsvolumen. Da die hydraulische Leistungsfähigkeit der technischen Regenkanalnetze begrenzt und auf wirtschaftlich vertretbare Investitionen beschränkt werden muss, stellt die Überflutungsvorsorge eine komplizierte, aber wichtige kommunale Gemeinschaftsaufgabe dar. „Jede Maßnahme ist im Vorfeld lange geplant und belastet den städtischen Haushalt mit einer hohen Geldsumme, sodass es sich hier nicht um kurzfristige Projekte, sondern um langfristig und ganzheitlich geplante Schutzmaßnahmen handelt.“, erklärt Elke Siekmeier, Stellv. Betriebsleiterin des Abwasserwerks Greifswald. Eine vorausschauende und nachhaltige Betrachtung von Entscheidungsträgern, Planungsbüros sowie allen Bürger*innen und Grundstückseigentümer*innen ist notwendig, um natürliche und technische Systeme an Starkregenereignisse anzupassen. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Identifikation und dem Freihalten von Entwässerungsachsen. Konkrete Umsetzungsmaßnahmen sind beispielsweise die Rückhaltung im Kanal, auf dem Dach (Gründach) oder auf einer Fläche, die Bildung von Retentionsmulden, die Entsiegelung oder die Berücksichtigung von Senken und Mulden als Rückhalteraum.

 

 

Abgeschlossene Maßnahmen der vergangenen Jahre:

 

Regensammler Süd

2013 erfolgte in Herrenhufen die Neugestaltung des Grabens 25 mit Drosselbauwerk und Überleitgraben in die Regenwasserleitung mit einem Durchmesser von 1,5 Metern. 2014 wurde am Graben 24 der Straßendurchlass Loitzer Landstraße auf zwei Meter Durchmesser vergrößert. 2015 wurde die Brandteichgraben-Niederung umgestaltet. Das Projekt kostete insgesamt drei Millionen Euro. Mit der Gestaltung des Regenrückhaltebeckens in der Niederung des Brandteichgrabens hat das Abwasserwerk Greifswald die umfassende Neugestaltung der Vorflutsituation im Süd-Osten von Greifswald abgeschlossen.

Regenwasserpumpwerk Südbahnhof

2019 erfolgte der Ersatzneubau des Betriebsgebäudes. Der Sammelraum wurde saniert und sämtliche Rohrleitungen und Pumpen erneuert. So wird die der Pumpenleistung sichergestellt, die erforderlich ist, um die Straßenentwässerung unter der Bahnunterführung Süd freizuhalten. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 350.000 Euro.

 

Schöpfwerk Matthias Werner

Im Juni dieses Jahres wurde das Schöpfwerk „Matthias Werner“ wieder in Betrieb genommen. Der Ersatzneubau wurde im Auftrag des Abwasserwerkes Greifswald zwischen Juli 2020 und März 2021 errichtet. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 1,1 Millionen Euro. Ein Schöpfwerk sorgt für die Entwässerung einer natürlichen Senke, also eines Gebietes, das keine natürliche Vorflut hat. Somit wird durch das Überpumpen des zulaufenden Wassers eine Überflutung des Umlandes verhindert. Dieses Schöpfwerk stellt die Entwässerung eines 93 Hektar großen Einzugsgebietes im Stadtteil Eldena sicher.

 

Ketscherinbach

Die Arbeiten für die Renaturierung des Ketscherinbachs begannen im Juli 2018. Zunächst wurde ein neues offenes Bachbett zwischen der Wolgaster Straße und dem Ryck modelliert und angelegt. Auch neue Durchlässe an der Wolgaster Straße sowie am Treidelpfad zum Ryck wurden geschaffen. Anschließend wurde der Ketscherinbach parallel zur Koitenhäger Landstraße an die Oberfläche geholt. In einem letzten Abschnitt wurde auf einer Länge von rund 1,3 Kilometern ein neuer Graben mit Anschlüssen an den Regenwasserkanal im Stadtpark hergestellt. Er reicht vom westlichen Ende des Rodelberges bis zur Koitenhäger Landstraße. Hierfür wurden auch Abschnitte des historischen Gewässerverlaufs wieder aktiviert. Der neue Bach ist bis zu sieben Meter breit. Er soll zusätzlich zu dem bestehenden unterirdischen Kanal dafür sorgen, dass bei Starkregen das Wasser abfließen kann, und wird deshalb nur bei heftigen Niederschlägen viel Wasser führen. Beim letzten Starkregen vor wenigen Tagen konnte der Ketscherinbach seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen.

 

Geplante Maßnahmen:

 

Öffnung Graben 25/2 im Bereich „An der Sandfuhr“

Eine Öffnung des Grabens 25/2 stellt einen verbesserten Abfluss sicher und schafft Rückhalteraum. Zusätzlich wird der weitere Verlauf durch die Obstbausiedlung bis hin zum Regenrückhaltebecken „Ellernholzteich“ entlastet. Die Kosten der Maßnahme belaufen sich auf ca. eine Millionen Euro. Die Fertigstellung ist im Jahr 2025 geplant.

 

Entlastung Graben 25/3 (Hottensoll-Graben), einschl. Entlastung des Regenrückhaltebeckens Hottensoll

Das Regenrückhaltebecken „Hottensoll“ beinhaltet ein großes Einzugsgebiet in der Fleischervorstadt und entwässert über die Arndtstraße in den Stadtgraben. Aufgrund einer hydraulischen Überlastung ist es erforderlich, weiteren Retentionsraum zu schaffen. Um diese Maßnahme erfolgreich umsetzen zu können, werden aktuell Studien und Varianten zur Entlastung des Regenrückhaltebeckens erarbeitet.

 

Anbindung und Entlastung Graben 25/1 an Regensammler Süd

Der Graben 25/1 entspringt südlich des Gewerbegebiets Helmshäger Berg und fließt dem Regenrückhaltebecken „Ellernholzteich“ zu. Hier ist geplant, das Wasser teilweise zwischen Schönwalder Landstraße und Am Gorzberg abzufangen sowie in den Graben 25 und Regensammler Süd überzuleiten. Dies führt zu einer Entlastung des Einzugsgebietes vom Regenrückhaltebecken „Ellernholzteich“. Die Kosten werden auf 521.000 Euro geschätzt. Geplant ist eine Umsetzung ab 2025.

 

Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Wassernutzung verpflichtet. Hierdurch soll eine vereinheitlichte Wasserpolitik entstehen, die das Ziel verfolgt, die Gewässer bis 2027 in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu bringen. In Greifswald sind der Graben 25 und 28 (Hoher Graben) berichtspflichtig. In diesem Zusammenhang sollen eine ökologische Durchgängigkeit an Durchlässen geschaffen sowie ein Rückbau von Verrohrung beziehungsweise die Herstellung eines natürlichen Gewässerverlaufs gestartet werden.

 

Neue Wege in der Stadtentwicklung

 

Innerhalb der Stadtentwicklung und –erschließung verfolgt Greifswald bereits seit mehreren Jahrzehnten stetig neue Konzepte und sucht nach lokalen Lösungen für die komplexen Klimaanpassungen. Unter anderem sind das Schaffen von Zwischenspeichern z.B. Gründächer, Rigolen und eine multifunktionale Nutzung von Flächen (z.B. Parks, Spielplätze, Sportflächen) wichtige Lösungsansätze.

 

Bereits in die Bebauungspläne wird festgelegt, dass nicht jede Fläche bebaut und versiegelt werden darf, um dem Wasser ausreichend Raum zu lassen. Es sollen Maßnahmen zur Wasserrückhaltung umgesetzt werden. Ebenso können Schottergärten verboten werden.

 

Greifswald hat mit dem B-Plan Nr. 114 am bundesweiten ExWoSt-Forschungsvorhaben des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zum „klimaresilienten Stadtumbau“ teilgenommen. Aufgrund des Ergebnisses der geohydrologischen Gutachten wurde die südliche Vorhabensfläche des B-Plans aus der zuvor beabsichtigten Überplanung und Bebauung rausgenommen. In der derzeitigen B-Planfassung wurden darüber hinaus wassersensible Festsetzungen getroffen, z.B. Mindesthöhe der Fußbodenoberkante, Gründach, Abführung Niederschlagswasser in vorhandenes Regenwasser-Rückhaltebecken. Der Entwurf (2. Durchgang) befindet sich aktuell in der Auslegungsphase.

 

Bevölkerungsschutz im Katastrophenfall

 

Die Feuerwehr Greifswald arbeitet intensiv im Bereich Prävention und Katastrophenschutz und bereitet sich auf diverse Szenarien vor. „Starkregen gehört mit zu den am schwersten zu kalkulierenden Ereignissen, denn es ist nur bedingt abschätzbar, welche Mengen Regenwasser welchen Bereich treffen werden.“, betont Mathias Herenz, Leiter der Feuerwehr Greifswald. Derartige Einsatzsituationen werden simuliert und durchgespielt. Außerdem werden echte Erfahrungswerte aus betroffenen Krisengebieten herangezogen, beispielsweise wurden seit dem Hochwasser in Münster 2014 die Sandbestände und Sandsäcke erhöht, ein Bürgertelefon eingerichtet und weitere Notstromaggregate beschafft. Die Warnmöglichkeiten werden regelmäßig geprüft und ausgebaut. In Greifswald sollen zeitnah 10 Sirenen aufgestellt werden, um die Bevölkerung zügig über Schadenslagen zu alarmieren. Die Feuerwehr Greifswald versucht die Bürger*innen mit verschiedenen Informationsangeboten wie Flyern, Sozialen Medien und dem Webauftritt für das Verhalten im eventuellen Katastrophenfall zu sensibilisieren.